Letzten Sonntag feierten wir das Erntedankfest. Wir haben uns bedankt, dass wir satt wurden, dass wir versorgt waren. Wir haben für andere gebetet, denen es nicht so gut geht. Wir versuchen mit Hoffnung und Zuversicht auf das kommende Jahr zu blicken. Trotzdem lauern Fragen wie: Wird alles gut gehen? Werden wir satt sein, es warm haben und gesund bleiben? Habe ich dann noch einen Beruf, der meine Familie ernährt, bzw. dessen Gehalt ausreicht, um ein gutes Leben zu leben? In unserer modernen Gesellschaft ist man gehalten, ein Wasserglas immer als „halb voll“ anzusehen. Ängstlich will ja keiner sein…
Beinahe täglich erreichen uns Nachrichten, die viele Menschen eher düster in die Zukunft blicken lassen. Die Inflation steigt und entwertet das mühsam erarbeitete Familieneinkommen. Im Hinblick auf den kommenden Winter stellt sich nicht nur die Frage, ob wir uns das Heizen leisten können, sondern ob wir bei einem sehr kalten Winter überhaupt genügend Energie haben werden, um unsere Wohnungen warm zu bekommen. Was würde das für meine Arbeitsstelle bedeuten? Da kann einem ein Glas schon einmal „halb leer“ erscheinen. Wohin nun mit unseren Ängsten und Befürchtungen?
„Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ So lesen wir es in Psalm 23,5. Gott leert nicht das Glas, sondern schenkt „voll“ ein. Vertrauen darauf gibt unserer Wahrnehmung, unserer Haltung eine entscheidende Wendung: in der Krise die Chance erkennen können, gleichwohl es eine sehr unangenehme, schwierige Situation ist. Vertrauen auf Gott heißt auch: seine Emotionen beruhigen, einen Ort finden, an dem man abladen kann. Das hilft unseren Blick zu weiten auf die Gesamtsituation, um neue Lösungen zu entdecken. Können wir das für uns annehmen, ist unser Glas tatsächlich wieder „halb voll“.
René Steigner, kda Bayern
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