Gender–Bashing von rechts und Klagen von Mitarbeitenden des VW Konzerns gegen Gender Sprachregelungen in Unternehmen sind in der Berichterstattung zuletzt häufig anzutreffen. Neulich hat die Teilnehmerin eines Frauen-Seminars mir erzählt: „Ich habe noch Einzelhandelskauf’mann‘ gelernt. Überall stand ‚Mann‘ drauf. Zu der Zeit war das ganz normal. Ich finde es ganz gut, dass es das jetzt nicht mehr gibt, das jetzt eben auch ‚Frau‘ draufsteht, wenn ich etwas gelernt habe“.
Ganz ehrlich: Ich fühle mich auch nicht „mitgenannt“, wenn es um die „Mitarbeiter“ geht oder wenn „man etwas machen soll“. Ich habe einen Namen und ich bin eine Frau. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein“ (Jesaja 43,1). Was für ein Zuspruch, was für ein Versprechen! Ein Bibelzitat, das Menschen bei der Taufe auf den Weg ins Leben begleitet. Ich habe einen Namen, ich bin gewollt und werde wahrgenommen. Mein Name bezeichnet meine (weibliche oder andere) Identität.
Gendern – in welcher Form auch immer – heißt für mich: Ich werde bei meinem Namen gerufen. So möchte ich angesprochen werden und auch andere ansprechen. Egal, ob ich schreibe oder rede, ich möchte überprüfen: Spreche ich alle an. Sprache hat sich immer verändert, sie ist dynamisch und kann angepasst werden. Heute ist es eben nicht mehr normal, dass überall „Mann“ draufsteht. Gendern in der Sprache ist auch keine Mode, sondern eine längst fällige und bewusste Veränderung.
„Gleichberechtigt“, sichtbar und hörbar vorkommen ist etwas anderes als „mitgemeint“ zu sein. Gott hat mich nicht nur mitgemeint als Teil der Hälfte der Weltbevölkerung. Durch seinen Zuspruch fühle ich mich gesehen und so sollte es auch von Mensch zu Mensch sein: in der Arbeitswelt, in der Familie und im Freundeskreis.
Hanna Kaltenhäuser, kda Nürnberg
Foto: Miguel Á. Padrinán / Pexels via Canva; bearbeitet: kda Bayern