Sind Sie eigentlich ehrenamtlich tätig? Ja? Schön. Und wie sind Sie zu diesem Ehrenamt gekommen? Weil Sie schon immer ein bestimmtes Thema interessiert hat? Weil Sie eine bestimmte Arbeit überzeugt habt und Sie da mitmachen wollten? Weil einfach irgendetwas bei Ihnen vor Ort zu tun war und Sie es dann allein oder mit anderen angepackt haben? Oder weil Ihnen jemand etwas zugetraut hat? Weil irgendwo Not am Mann oder der Frau war, weil Sie einfach mal ein bisschen aushelfen wollten und dann reingerutscht sind?
Es gibt viele Wege zum Ehrenamt. Und das ist super. Ohne Ehrenamt, freiwilliges und bürgerschaftliches Engagement wäre unsere Welt nicht die gleiche. Keine Sportvereine, keine freiwilligen Feuerwehren, keine Kirchenchöre, keine Schülerlotsen, keine Fangzäune während der Krötenwanderung. Die Liste ließe sich beliebig und sehr, sehr lange fortsetzen.
Es braucht viele Wege zum Ehrenamt, weil die Aufgaben, die sich stellen, selbst vielfältig sind, und die Menschen, die sie wahrnehmen, eben auch.
Ein amerikanischer Pastor mit Namen Frederick Buechner hat einmal folgendes geschrieben: „The place God calls you to is the place where your deep gladness and the world’s deep hunger meet.” Frei übersetzt: „Gott ruft dich dahin, wo deine größte Freude und der größte Hunger der Welt einander treffen.“ Diese Worte stehen, soweit ich weiß, nicht in den Hochglanzbroschüren des Bundesfreiwilligendienstes oder werden von der Wasserwacht, dem Naturschutzbund oder der Telefonseelsorge verbreitet. Und doch sprechen sie zu dem, was Ehrenamt heißen kann. Es kann heißen: sich berufen wissen.
Berufung, so Buechner, hat zwei Aspekte. Zum einen zu wissen, wofür man brennt. Aber das reicht eben nicht. Auch Hedge Fonds Manager oder Fußballprofis können brennen, ja, sie müssen es sogar, um ihren Job richtig gut zu machen. Aber wir wissen: das sind keine Ehrenämter.
Ein zweites kommt dazu, etwas, das ich mir nicht aussuche, sondern das mich findet. Etwas, das mich anrührt. Buechner nennt es „den größten Hunger der Welt“. So groß, das er danach schreit, gestillt zu werden. Und du hörst dieses Schreien und du weißt: ich kann da nicht weghören, ich muss da hin und mitmachen und ich weiß auch, für dieses Mitmachen, da bin ich ausgestattet, dafür bin ich geboren, das kann ich. Nicht, dass dann alles easy und geil ist. Aber ich weiß, ok, da ist mein Platz. Ok, so sagen wir es in der Kirche, da will Gott mich einfach haben.
„Gott ruft dich dahin, wo deine größte Freude und der größte Hunger der Welt einander treffen.“
Ich wünsche Ihnen für Ihr Ehrenamt, dass dabei Ihre größte Freude auf den größten Hunger der Welt trifft und Sie wissen: ok, da ist mein Platz.
Peter Lysy, kda München
(Foto: R_Tee/ Getty Images Pro via Canva)