Vor einiger Zeit stand der Spruch „Offline is the new luxury“ – „Offline ist der neue Luxus“ in meinem Wochenkalender. Er hat mich nachdenklich gemacht und seither immer wieder beschäftigt.
Hat der Spruch Recht? Gerade in Zeiten, die durch Homeoffice und viele Videokonfrenzen geprägt ist? Auf Anhieb möchte man zustimmen. Es ist ein Luxus anderen Menschen von Angesicht zu Angesicht möglichst ohne Maske begegnen zu können, einmal Kollegen und Kolleginnen für eine Besprechung nicht im Virtuellen zu treffen, mit Freunden mal wieder gemeinsam Essen gehen zu können. Das fühlt sich aktuell wie Luxus an.
Aber was wäre, wenn offline sein wirklich der neue Luxus werden würde oder gar aktuell schon ist?
Dem Begriff Luxus schwingen zwei Bedeutungen mit. Einmal kann Luxus eine Wohltat für Leib und Seele sein. Zugleich ist Luxus aber exklusiv und nur wenigen vorbehalten. Aber soll Offline nur einer kleinen, privilegierten Minderheit vergönnt sein, während die meisten rund um die Uhr, am besten sieben Tage die Woche erreichbar und arbeitsfähig sein sollen?
Ich meine, soweit darf es nicht kommen. Dagegen müssen wir mit aller Macht aufbegehren, nicht nur, weil es uns Menschen unter den Gott Mammon stellt. Denn immerhin sind soziale Kontakte ein Grundbedürfnis von uns Menschen. Wir sind soziale Wesen, welche andere Menschen genauso benötigen wie Essen, Trinken und ein Dach über dem Kopf. Auf Dauer nehmen wir ohne sie Schaden und können nicht ohne sie leben. Es mag länger dauern als bei Essen, Trinken oder dem fehlenden Dach, bis ein Schaden eintritt. Aber er ist dann auch nicht mehr so leicht und schnell zu beheben.
Als glaubende Menschen können wir aber auch darauf vertrauen, dass wir in einer Beziehung nie ganz offline sind: in unserer Beziehung zu Gott. Diese mag manchmal gestört sein, aber wir sind nie wirklich offline, weil Gott die Leitung immer offenhält. Folgendes Gedicht des Schweizer Schriftstellers und Theologen Kurt Marti enthält unter anderen diesen Gedanken:
Wie kamst du gerade auf mich,
wer du warst oder bist,
was Du willst.
Viele wissen das besser,
einige folgen Dir nach.
Wie aber kamst Du auch noch auf mich?
Bin doch nicht der,
den Du brauchst.
Dennoch,
dennoch
komm ich nicht los von Dir.
Und so wünsche ich Ihnen zum Schluss möglichst viel Guttuendes für Leib und Seele, viele gute Offlineerlebnisse im Irdischen und eine ungestörte Verbindung zu Gott und dem Göttlichen in dieser Welt.
Thomas Krämer, kda Nürnberg
(Foto: Bosca78/ Getty Images Signature via Canva)